Business Spiritualität
Hans M. Verheijke
Gründer & Chairman
Business Performance Academy
Der Gründer und Chairman der Business Performance Academy blickt auf eine mehr als 35-jährige internationale Karriere als Führungskraft zurück.
Artikel von Hans M. Verheijke,
Gründer und Chairman der Business Performance Academy
Möglicherweise sind Sie viel spiritueller als Sie jemals von sich erwartet haben!?
Sehr verständlich, dass es noch viele Führungskräfte gibt, die bei dem Wort “Spiritualität” ein merkwürdiges Gefühl bekommen. Sie fragen sich, ob Spiritualität nicht zu vage und schwebend für Geschäftsleute ist. Diejenigen, die an spirituelles Schweben, an Weihrauch oder Gottesdienste denken, haben absolut recht. Denn das alles hat wenig oder nichts mit Business-Spiritualität zu tun.Ich hoffe, Sie dadurch ein wenig beruhigt zu haben, um Sie zu motivieren, weiter zu lesen. Denn mehr Verständnis für Spiritualität und das Lernen, damit umzugehen, wird Ihre Performance als Leader und Führungskraft signifikant verbessern.
Was ist dann Spiritualität im Geschäftsleben? Spiritualität ist verbunden mit Hoffnung und Optimismus.
Zunächst einmal hier die gebräuchlichste Einteilung der menschlichen Psyche:
Intelligenzquotient. Der IQ ist ein Maß für die analytische und rationale Intelligenz. Das Vermögen, Lösungen für logische oder strategische Aufgaben zu finden. Es geht dabei um ein serielles, lineares und objektives Denken. IQ steht für den Intelligenzquotienten und ist eine Zahl, die über die kognitive Leistungskraft Auskunft gibt. Ein IQ von 100 entspricht genau dem Mittelwert der Bevölkerung.
Lange Zeit dachte man, dass die Höhe des IQ eine gute Vorausschau auf Erfolg im Leben gab (Ausbildung, Beruf, Karriere/Laufbahn etc.). Trotzdem wurden Intelligenz-Tests und der Begriff IQ immer wieder kontrovers diskutiert, mit der Fragestellung, was denn tatsächlich damit gemessen bzw. ausgedrückt wird.
Emotionale Intelligenz. Mit der relativ jungen Einführung des Begriffs der Emotionalen Intelligenz (EQ) wurde das Monopol des IQ aufgehoben. Der Begriff Emotionale Intelligenz ist um das Jahr 1995 durch Goleman vorgeschlagen worden. Es war zwar nicht seine Absicht, damit einen “offiziellen” Begriff zu schaffen. Doch ist dieser von vielen Autoren übernommen worden und sozusagen “hängen” geblieben. Gegenwärtig hat sich der Begriff eingebürgert. Bei der Emotionalen Intelligenz geht es um Gefühl, Sensibilität und Bewusstsein für ein einfühlsames (empathisches) Vermögen bezüglich der eigenen Gefühle und derjenigen von anderen. EQ ist die Gabe, assoziierend zu denken und hat dadurch großen Einfluss auf das Erwerben von Fähigkeiten.
EQ ist ein subjektiverer Begriff als IQ. Das gilt nicht nur inhaltlich (denn wer kann ein Maß für Empathie bestimmen?) sondern auch, weil der EQ nicht auf einfache Weise objektiv messbar ist. Auch kann im eigentlichen Sinne nicht von EQ gesprochen werden, weil es sich nicht wirklich um einen Quotienten handelt, der statistisch berechenbar ist, wie das beim IQ der Fall ist. Emotionale Intelligenz wird als wichtige Voraussetzung betrachtet, um den IQ effektiv einzusetzen.
Spirituelle Intelligenz ist eine Form von Intelligenz, die das Aufnehmen und Lösen von Sinn-Fragen betrifft. Es geht um verbindendes Denken: Kreativität, Einsichtsvermögen und Intuition. SQ wird als Basis oder Essenz unserer Intelligenz betrachtet und ist somit unverzichtbare Grundlage für einen funktionierenden IQ und EQ.
Um es so anschaulich wie möglich zu machen, zähle ich verschiedene Einsichten und Beispiele im Zusammenhang mit Spiritualität auf. Wählen Sie einfach aus den nachstehen Beispielen dasjenige aus, das Sie nach Ihrem Gefühl am besten anspricht. Wenn Sie das so tun, sind Sie schon den ersten spirituellen Schritt gegangen. Gefühl und Intuition spielen eine entscheidende Rolle bei der Spiritualität. Wenn Sie dem Raum einräumen, dann wird Ihre innere Sicherheit stärker (denken Sie an die Wichtigkeit guter Empowerment-Kompetenzen).
Ein Beispiel, bei dem wir es mit spiritueller Intelligenz zu tun haben, ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Die Mutter weiß zweifellos, wenn etwas mit dem Kind nicht in Ordnung ist, während andere noch gar nichts wahrnehmen. Stellen Sie sich einmal vor, dass Sie mit sich selbst so umgehen könnten. Das dürfen Sie natürlich nicht einfach schwarz-weiß betrachten. Es ist ein Prozess, Ihre spirituellen Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei bestimmen Sie, ob Sie das wollen. Das Schöne daran ist, dass es gar keine Investition erfordert. Sie können es jederzeit und überall einsetzen, wenn Sie es wollen. Denken und Gedanken sind allein Ihre Sache, und Sie können daran in jedem Augenblick arbeiten. Nelson Mandela hat man über 20 Jahre in eine Isolierzelle eingesperrt. Seine geistige Freiheit und sein Denken konnte man nicht einsperren. Seine Gedanken gingen weit über seine Isolierzelle hinaus. Und wir wissen alle, welche Kräfte er damit entfesseln konnte.
Spiritualität hat mit Selbstentwicklung zu tun und basiert auf Idealismus, wobei wir automatisch zu einer lernenden Organisation kommen.
Spiritualität ist ein auf humane Weise Umgehen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ist eng verbunden mit Werten und Ethik.
Spiritualität ist verbunden mit der Beseelung, auch mit der Beseelung eines Unternehmens. Wenn ein Leader sich nicht gut in die “Seele” eines Unternehmens hinein fühlen kann, dann kann das sehr negative Folgen für das Unternehmen haben. Denken Sie an Walt Disney: Als er die Führung abgab, ging das Unternehmen anschließend beinahe unter. Ein weiteres Beispiel ist Anita Roddicks Body Shop. Nachdem Anita Roddick, die Gründerin, aufhörte, setzte für den Konzern eine sehr negative Entwicklung ein.
Spiritualität ist die Offenheit für den Zufall. Und für diejenigen, die noch immer nicht überzeugt sind, dass Spiritualität eine wertvolle Management-Kompetenz ist: Niemand kann verleugnen, dass es Zufälligkeiten gibt, unerwartete Geschehnisse, die unseren Weg kreuzen, das ist auch Spiritualität. Ein guter Freund, der so weit entwickelt ist, dass er aus sich selbst heraustreten kann, ist felsenfest davon überzeugt, dass Zufall nicht existiert. Als gewöhnlicher Mensch stelle ich mir vor, dass es manchmal schöne Zufälligkeiten gibt. Und, dass diese Zufälligkeiten von Kräften organisiert werden, die wir mit unseren heutigen Gehirnen und Gefühlen nicht begreifen können.
Spiritualität ist auch das Denken in Möglichkeiten. Obwohl das zu schwach ausgedrückt ist. Eigentlich ist es die ultimative Form der Pro-Aktivität.
Spiritualität ist Offen-sein und Beitrag für die Welt, Holismus. Das ist nicht so einfach, weil der Mensch von Natur aus individualistisch ist und wir eine natürliche materialistische Einstellung haben. Glücklicherweise sieht man heutzutage mehr und mehr Top-Leader, die – wenn wir einmal der Theorie von Maslow folgen – in der höchsten Phase der Selbst-Aktualisierung angekommen sind. Dies zeigt ihre Bereitschaft, großzügige Stiftungen zu gründen, um der Gesellschaft etwas von dem zurückzugeben, was sie von ihr empfangen haben.
Spiritualität ist, im Kader der Management-Kompetenzen betrachtet, die höchste Form der Pro-Aktivität. Was ist schöner, als in sich selbst eine Brücke zur Zukunft zu bauen? Insbesondere wenn Sie alle geistige Freiheit haben, um eine solche Brücke zu schaffen? Ein guter Leader ist somit ein mentaler Brückenbauer hin zu einer besseren Zukunft für die Welt und uns alle.